Dienstag, 28. Juli 2015

Lautes Japan

Für geräuschempfindliche Menschen ist der japanische Sommer eindeutig die Hölle (für hitzeempfindliche übrigens auch).
Zurzeit wache ich morgen (viel zu früh) auf, weil selbst durch die geschlossenen Fenster und Türen der Lärm der Zikaden durch die Wohnung pfeift. Und mit Lärm meine ich wirklich Lärm. Die (nicht ganz so kleinen) Insekten sitzen in den Bäumen an der Straße bei uns und ich höre sie noch auf der abgewandten Seite im 5. Stock. Sie sind also verdammt laut. Abends übrigens auch.

Aber das ist nicht die einzige „Lärmbelästigung“. Zusätzlich dazu hört man das permanente Rauschen der Klimaanlagen im Hintergrund, egal, wo man sich befindet. Ich habe anfangs versucht, ohne Klimaanlage in meiner Wohnung zu überleben, aber keine Chance. Bei 30+ Grad und permanenter Sonneneinstrahlung ohne Wolke am Himmel gleicht meiner Wohnung einem Brutkasten. Teilweise muss ich sie mittlerweile auch nachts laufen lassen, da es einfach zu warm ist. Und das Rauschen kann doch dezent nerven.
Da freut man sich, wenn man endlich mal einen Nachmittag am leeren Strand verbringen kann… denn das Rauschen der Wellen ist wenigstens eine angenehme Lärmbelästigung.

(Ach nicht zu vergessen, dass die jeglichen Geschäften natürlich auch im Sommer um sich geschrien wird. Warum gibt es in Japan zu jeder Jahres- und Tageszeit Sale?? „50 % offu!!!“)

Sonntag, 26. Juli 2015

Leben in Toyohashi

Yoshida Schloss
Für mein Praktikum hat es mich von Tokyo nach Toyohashi bei Nagoya verschlagen.

Zuerst dachte ich "Hey cool, raus aus der Millionen-Metropole, rein in die Kleinstadt" und hab mich darauf gefreut. Da Toyohashi auch an das Tokaido Shinkansennetz angeschlossen ist, konnte ich immer noch in 87 Minuten in Tokyo sein.

Doch man merkt schnell, dass in einer japanischen Kleinstadt wirklich tote Hose ist. Rückblickend habe ich bis vor ein paar Wochen wirklich kaum was unternommen, wo ich hingegen in Tokyo fast jedes Wochenende unterwegs war (in Tokyo gibt es auch nach 6 Monaten immer noch 1000 Dinge zu sehen und zu erleben).

Erst jetzt, gegen Ende meiner Japanreise bekomme ich etwas Torschusspanik und versuche noch so viel wie möglich zu unternehmen. Vieles scheitert leider am Geld, aber auch Kleinvieh macht Mist.
Letztes Wochenende war ich beim Feuerwerk, im Nagashima Spa Land, nächstes Wochenende fahre ich nach Nagoya zum World Cosplay Summit, darauf das Wochenende nach Shizuoka zum Hanabi und dann nach Hiroshima über O-Bon. Also viel geplant.

Blick von meinem Balkon

Aber zurück zu dem, was ich eigentlich schreiben wollte :)

Toyohashi ist zwar eine Stadt mit knapp einer halbe Millionen Einwohner, die verteilen sich aber über eine ziemliche Fläche, sodass die Stadt selbst eher wie eine 20.000 Einwohner Stadt aussieht. Es gibt kein wirkliches Einlaufszentrum, mal abgesehen vom Bahnhof mit einigen Geschäften. Alles liegt so weit außerhalb, dass man eigentlich ein Auto braucht. Das hat man als Praktikant aber nicht. Eine meiner ersten Anschaffungen war ein Fahrrad, doch auch damit ist vor allem im Sommer, wenn man sich eigentlich überhaupt nicht sportlich getätigen will, nicht alles zu erreichen. Das öffentliche Verkehrsnetz besteht aus einer Straßenbahnlinie und ein paar mehr Buslinien. Also weniger als in mancher deutschen Kleinstadt. Das liegt aber wirklich auch viel daran, dass Toyohashi in Aichi liegt und mit Toyota und anderen Autobauern diese Präfektur die mit der höchsten Autodichte ist. Jeder hier hat eigentlich ein Auto. Warum also öffentliche Verkehrsmittel bauen ^^

Supermärkte gibt es hier, auch Conbinis, aber alles ist weiter weg voneinander, als man es aus Tokyo gewohnt ist. Hier muss ich schon mal 10 Minuten zum nächsten Conbini laufen, in Tokyo waren es 2. Der Supermarkt ist 2 km weg. Ohne Fahrrad wird das nix mit dem Großeinkauf.

Trotzdem find ich es hier schön. Das liegt zum einem an dem Park, der fast gegenüber meiner Wohnung ist und zum anderen an der Nähe zum Meer.
Und an den Menschen.

Denn wenn man eigentlich vermutet hatte, als Ausländer in einer Kleinstadt noch mehr schon als in Tokyo angestarrt zu werden, ist das alles hier sehr positiv. Die Japaner grüßen mich, fangen einfach so ein Gespräch mit mir an. Die laden mich zum Hanabi ein. Toyohashi ist eine unglaublich freundliche Stadt!

Außerdem habe ich hier tolle Leute kennen gelernt, vor allem auf Arbeit, die ich definitiv vermissen werde, wenn ich wieder in Deutschland bin (auch wenn ich mich natürlich super auf meine Familie freue, die ich bald wieder sehen werde).

Alles in allem habe ich das halbe Jahr hier sehr genossen :)